21. Januar 2014

Der klebrige Begleiter

Ich krieg die Krise mit den guten Vorsätzen! Jetzt schon. Selbst das „Mehr gesunde Ernährung!“ hat seine Tücken, wie ich dieser Tage erleben musste.

Als ich mich vom Ammersee Denkerhaus nach Luftkurort-Downtown zu einer kleinen Besorgung aufmachte, griff ich mir - den guten Vorsatz im Sinn - einen Bodenseeapfel. Vitaminreich & kalorienarm - der ideale Leberkässemmelersatz, dachte ich. Fix war er auf der Kurzstrecke zum Schreibwarenhändler am Rathaus zusammengefuttert. Übrig blieb der abgenagte Apfelgriebsch.



Reinlichkeit im Sinn ließ ich meine entsorgerischen Blicke um den Dießener Marktplatz schweifen. Wohin mit dem Stückchen Biomüll? Kein Abfallbehälter, auch kein Rasen oder Blumenbeet im Schwenkbereich; einfach keine Chance...!

Die Vitaminruine verschämt in der linken Hand, betrat ich den Papierladen. Beim Griff ins Zeitschriftenregal ein Rundumblick nach einem Müllbehälter: vergeblich! In der Rechten die Zeitschrift, links den Obstrest, gings zur Kasse. Unfallfrei die einhändige Bezahlung; Geld, Ware, Apfelgriebsch – alles fest im Griff. Ich meinte, schon ungläubige Blicke in meinem Nacken zu spüren: „Wieso klammert sich dieser Messi an seinen Abfall?“... Dezent schnupperte ich Richtung linke Hand: Ob mein klebriger Begleiter schon zu miefeln begann?

Einem peinlichen Outing glücklich entronnen, hatte ich vor der Ladentür eine neue schicksalsschwere Entscheidung zu treffen: Sollte, konnte, durfte… ich unter diesen Umständen nebenan in der Apotheke ein Rezept einlösen? Wenn der Griebsch nun aber doch schon stinkt, Fliegenschwärme anlockt, Schimmelpilze ihre Sporen ins Gesundheitshaus schmeißen...: Was blüht mir dann? ... Löse ich gar eine Pandemie aus? ... Was wird dann aus Dießen?? - Pflichtbewusst ließ ich meine Mittelverschreibung in der Jackentasche stecken.

Der kurze Rückweg ins Denkerhaus zog sich; gefühlte zwei Stunden. War der Griebsch etwa dabei, sich mit meiner Linken zu verwachsen? Sproß da vielleicht schon ein Apfelbäumchen…?
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Wo sind jene Dinger eigentlich abgeblieben, die in meinem Hirn noch als Papierkörbe und Abfallbehälter herumspuken? Irgendjemand hat mir mal erzählt, sie seien peu à peu aus dem Straßenbild verschwunden worden, als illegale Hausmüllentsorgung öffentliche Papierkörbe in großem Stile überlaufen ließ. „Schönen Dank auch, Ihr Arschgeigen, Ihr seid Euren Dreck damals noch losgeworden!“, maulte ich mir in den Bart. Und entledigte mich des weitgereisten Vergilbten schließlich doch noch: im Denkerhaus-Mülleimer.

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